Im Teil 2 der Serie geht es um Seniorenblogger.
Während die Jungen die Welt retten, haben die Alten ihre eigene im Netz. Insbesondere Blogs sind bei Senioren im Kommen. Sie bieten eine gute Möglichkeit sich auszutauschen und neue Kontakt zu schließen.
Bloggen kann man nicht nur auf dem eigens erstellten Blog oder einem Autorenblog mit Gleichgesinnten. Auf bestehenden Plattformen wie dem Klassiker seniorentreff.de, 50plus-Treff.de oder feierabend.de wird ein Blog, auf seniorbook.de das gleiche als Online-Zeitung genannt, für alle Mitglieder angeboten. Vorteil daran ist, man muss sich um nichts kümmern und die Leser sind garantiert. Im Gegenzug hinterlassen sie zunächst ihre Daten, wie Vor- und Zunamen plus E-Mail Adresse. Auf einem eigens erstellten Blog muss man zuerst dafür sorgen, ausreichend Besucher zu erhalten. Will ein Verfasser keine unbekannten Besucher, die die eigenen Texte lesen, kann man ein Online-Tagebuch pflegen und die Privatsphäre erhalten, indem man nur ausgewählten Kontakten den Zugang ermöglicht.
Bei den anderen Formen werden jedoch auch keine Masse erreicht. Geduld, ohne dafür bezahlt zu werden und Zeit, ohne Ferien zu bekommen, kosten alle Formen. Gebloggt wird größtenteils nicht beruflich, sondern in der Freizeit.
Freiheit und Therapie
Die Gründe und Intentionen zu bloggen sind sich ähnlich. 70 Prozent der Blogger nutzen ihr Blog als eine Art Online-Tagebuch, um über ihr Leben, persönliche Erfahrungen und Gefühle zu schreiben. „Blogs bieten einen Mehrwert für Senioren, indem sie neue Kommunikationswege für ältere Menschen bieten. Auch als Kontaktplattform hat sich inzwischen der Blog etabliert“ so Harry Bode von www.der-seniorenblog.de. Für viele Menschen und insbesondere für Menschen mit Vergangenheit hat ein Blog einen befreienden Charakter, sagen viele Blogger über 50 Jahre. Entweder Geschichten aus vergangenen Zeiten zu erzählen oder die erworbenen Kenntnisse weiterzugeben.
Senioren teilen in Blogs vorwiegend ihre Begeisterung für das Reisen, informieren sich über Gesundheitsthemen, Liebe und Partnerschaft im Alter und ihre Hobbys. Themen, die sie nicht immer in anderen Medien finden. Die Themen innerhalb eines Blogs sind in Kategorien eingeteilt und leicht zu finden. Einzelne Themen sind klar umgrenzt.
Einer Umfrage zu Beginn der Blogger-Zeit zufolge, die die Forschungsstelle “Neue Kommunikationsmedien” der Universität Bamberg in Zusammenarbeit der Agentur “Knallgrau” und zwei Blog-Plattformenmeisten ist ihr Blog eine Kommunikationsplattform: Über Einträge, Kommentare und Reaktionen auf Kommentare pflegen sie Kontakte, oft mit Freunden und Bekannten. Nur 30 Prozent bloggen anonym oder unter Pseudonym, der Rest gibt auf die eine oder andere Art Hinweise auf seine Identität.
Neue Kontakte und manchmal auch die Anonymität des Internets ermöglichen eine offene Kommunikation. Hier trifft der Ursprungsgedanke des Web-Tagebuchs auf seine aktuelle Existenz. Günter Born bezeichnet daher das Bloggen „als Therapie“, vorausgesetzt man erhält Kommentare auf das Verfasste die hilfreich sind. In seiner Arbeit als EDV Trainer für Senioren und Autor bei feierabend.de, eine weitere Plattform für Senioren, hat er viele Menschen erlebt die durch das Schreiben und die Kommunikation im Blog, eine eigene Befreiung erleben konnten. Betroffene untereinander haben die Möglichkeit ohne Umschweife über ihr Thema zu unterhalten.
Im „Wegweiser durch die Digitale Gesellschaft“ der BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e.V.) die bundesweite Lobby der älteren Menschen in Deutschland gegenüber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, werden Blogs nicht einmal als Option erwähnt. Das liegt vor allem daran, dass „die Auflage nicht überarbeitet werden kann aufgrund der fehlenden Gelder allen voran vom Verbraucherschutzministerium“, so die Pressereferentin Ursula Lenz. Außerdem habe man aufgrund zu geringer Anzahl an Kommentare bei einem aktuellen Projekt von Blogs als Instrument abgesehen.
Vorbehalte und Gefahren
Eventuell liegt es daran, dass viele wie die BAGSO Pressesprecherin die Arbeit mit Blogs als Instrument für die „fortgeschrittenen Surfer unter den Senioren“ ansieht. Als Fortgeschritten gilt man bereits, wenn man Adressen gezielt ansteuern kann und Informationen bewusst suchen
Tatsächlich hat die Generation 50plus in vielen Fällen Vorbehalte gegen das neue und vermeintlich komplexe Medium Internet. Bei vielen Seniorenblogs wird die Themenauswahl eher allgemein gehalten oder auf bestimmte Erlebnisse und Geschichten zugeschnitten ist, oder setzt sich mit dem Alltag älterer Menschen auseinander. Frau Lenz, Pressesprecherin von BAGSO sieht Blogs als Instrument für die „fortgeschrittenen „ Surfer unter den Senioren. Als Fortgeschritten gilt man aber bereits, wenn man Adressen gezielt ansteuern kann und Informationen bewusst suchen. Im Web 2.0 kann man nur dann mitmachen, wenn man seine Daten hinterlässt. Das gilt umso mehr auf sozialen Netzwerken. Web 2.0 bringt Gefahren mit sich. Die Unmenge von Informationen die nun in Datenbanken für die Ewigkeit gespeichert sind, können auch zum Nachteil der Menschen genutzt werden. Der Mensch wird transparent und hinterlässt freiwillig und unfreiwillig Spuren. Gesetzeswidrige Inhalte kursieren ungehindert im Web. Ein häufiger Vorbehalt gegenüber Blogs zeigt der Kommentar von inmado, auf einen Spiegel Online Artikel über Firmenblogs. inmado schreibt: „Was soll das Ganze? Man nenne mir einen, nur einen einzigen Blog, den es lohnte, regelmäßig zu lesen“.