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Interkulturell und digital

Die Deutschen kommen schnell auf den Punkt. Schließlich sind wir so oft Weltmeister, Exportmeister und meisterhafte Europa-Manager. Wer kann einem da schon widersprechen. So zielorientiert und punktgenau die Arbeitsweise von uns Deutschen ist, im digitalen Dialog mit anderen Kulturen kann es oft missverstanden werden.

Heutzutage sind wir alle Reisende, geschäftlich, privat und permanent im Netz. Die Globalisierung ist allgegenwärtig, die Probleme der anderen Länder stets präsent. In der Kommunikation mit anderen Kulturen vereinheitlichen wir gerne. Viele der von Fernweh geplagten Deutschen lesen während der Reise-Vorbereitung die Rubrik Geschichte/Kultur im Reiseführer. In der digitalen Kommunikation wird hingegen gerne homogenisiert. Vergessen werden Mentalität und Kultur des Empfängers der Botschaft. Eventuell im Eifer der Mitteilung oder unter dem multimedialen Druck der Kommunikationsmittel.

Im internationalen Austausch wird in den gesendeten E-Mails die Höflichkeit außer Acht gelassen. Ein „please“ in die Befehlserteilung oder Forderungen an den ausländischen Kollegen einzubauen, wird oft vernachlässigt. Ja es muss schnell gehen und drei E-Mails bewirken mehr als eine. Doch lässt man eines der zahlreichen !!! weg und vielleicht noch eine der digitalen „Reminder“, hat man auch Zeit gespart. Ganz rational betrachtet, versteht sich.

Pünktlich, pragmatisch und effizient – das hat uns den Ruf als Vorzeige-Ingenieur-Land gebracht. Andere Kulturen finden das gut und gleichzeitig befremdlich. Zu Beginn einer Präsentation oder eines Besuches beim Geschäftspartner eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, scheint den senioren deutschen Geschäftsleuten besser als den Digital Natives zu gelingen. Tatsächlich versorgt Burger King, zara und Starbucks uns zwar überall gleich, doch es gibt sie noch, die feinen aber bedeutsamen Unterschiede in den Wahrnehmungen, Kulturen und somit auch in der (Digitalen) Kommunikation.

Gleichzeitig hilft uns die Digitale Welt Dinge anzunehmen, die uns sonst nicht liegen: positives Denken. Dem „Like“ auf Facebook sei Dank, schaffen wir es, positives dem Negativen vorzuziehen. Sicher etwas sparsamer als viele anderen Länder. Doch schließlich sind wir mit dem massenweise Versenden von Kettenbriefen und – bilder durch Instand Messaging-Dienste beschäftigt, um die private Kommunikation ebenfalls so knapp wie möglich zu halten.

Die Interkulturelle Kommunikation wird in der Gesellschaftswissenschaft als eine soziale Interaktion von Akteuren aus unterschiedlichen Kulturen bezeichnet. Die Akteure sind sowohl Individuen, Gruppen, Unternehmen, Gesellschaften als auch Staaten. Doch nicht jede Kommunikation, die als Fauxpas* endetet, kann mit dem Deutschen liebsten Anglizismus „sorry“ in die Vergessenheit befördert werden. Man stelle sich nur vor: Angela Merkel würde die nonverbale Kommunikation mit François Hollande auf den japanischen Monarchen Akihito übertragen. Undenkbar! Ein sorry würde faktisch nicht zur Wiedergutmachung reichen.

„Don’t let me be misunderstood“, würde der ein oder andere deutsche Geschäftsmann nun sagen, um das Ganze zu Ende zu bringen. Lieber einen Gang zurück als zu direkt, lieber deutsche Leser und digitaler Kommunikateur. Das Resultat der Vorsicht wird sich lohnen, versprochen!

 

*Verstoß gegen die allgemein geltenden, guten Umgangsformen